Wärmebild- und Nachtsichttechnik

HIKMICRO OWL OH35 und Lynx Pro LH25 im Vergleich

8. März 2021
OH35-Vergleich-vs-LH25

Nichts geht über die Praxis …

und den Test im Revier. Dort mussten sie bei unterschiedlichsten Bedingungen von Nebel, Nieselregen, Schnee und Temperaturen bis -12 Grad zeigen, was tatsächlich in ihnen steckt. Neben der natürlich wichtigen optischen Leistung interessierte mich selbstverständlich, wie sich die Geräte im praktischen Umgang auf der Jagd zeigen würden.

Äußeres und Ausstattung

Beide Geräte haben eine leicht kegelige, sich nach vorne vergrößernde Tropfenform und liegen durch die gummierte Außenhaut ergonomisch und rutschsicher in der Hand. Die Objektive, die mit einer groben Riffelung versehen sind, lassen sich gut zum Scharfstellen greifen. Zum Schutz können die Objektive mit Gummikappen, die sicher mit dem Gerät verbunden sind, bei Nichtbenutzung abgedeckt werden. Auf der Okularseite sind bei beiden Geräten große, anschmiegsame Augenmuscheln montiert, die gleichermaßen gut mit Auge sowie Brille nutzbar sind und auch bei Minustemperaturen angenehm weich bleiben. Während sich beim kleineren Lynx ein kleines Rädchen zur Einstellung der Dioptrien etwas erhaben links am Gehäuse des Okulars befindet, ist die Okularverstellung beim OWL etwas geschützt hinter der Augenmuschel angebracht – ähnlich einem Zielfernrohr. Diese Position verhindert ein versehentliches Verstellen sehr gut.

Auf der Unterseite beider Geräte befindet sich eine Edelstahlbuchse mit einem 1/4 Zoll Innengewinde zur Aufnahme eines Stativs und unter einer dicht schließenden Gummikappe findet man eine TYP-C USB-Schnittstelle für die Datenübertragung und Stromversorgung. Am Gehäuseboden befindet sich ein Durchgang, an welchem man das Gerät mit einer Handschlaufe oder einem Riemen zum Umhängen versehen kann. Ich persönlich arbeite am liebsten mit einem Umhängeriemen und trage diesen um den Hals. So können die Geräte nicht zu Boden fallen und man hat sie immer am selben Ort jederzeit griffbereit.

Technische Daten

In der Menüführung unterscheiden sich beide Spotter nur in wenigen Details. Beide Geräte starten und bringen das erste nutzbare Bild nach ca. 4-5 Sekunden. Mit der Okularverstellung richtet man die Schärfe so ein, dass man das Menü scharf sehen kann, um danach das Objektiv auf die Beobachtungsentfernung einzustellen. Beide Geräte verfügen über eine 2,5-fache Grundvergrößerung und der Bildschirm kann noch um Faktor 2 – 4 – 8 vergrößernd darstellen. Beim Bedienen der Geräte im Dunkeln auf dem Hochsitz fällt auf, dass man beim Lynx die etwas hervorstehenden Tasten leichter findet, als die glatt mit dem Gehäuse abschließenden beim OWL und somit seltener die falsche Taste drückt. Hier muss man sich einen gleichbleibenden Griff angewöhnen, um mit den Fingern im richtigen Bereich zu liegen. Leider fehlen Fingermulden oder sonstige Orientierungspunkte, welche die fehlerfreie Bedienung erleichtern würden. Beide Geräte haben auf 100 m eine Sehfeldbreite von ca. 19 m und die Maximaldistanz zum Erkennen von Objekten wird identisch angegeben.

Bildleistung in der Praxis

  Bei der Bildleistung liefern sich das 25er Lynx und das 35er OWL ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das kleinere 25er Lynx Kraftpaket mit seinem 12-Mikrometer-Sensor liefert eine beeindruckende Detailgenauigkeit auf kurze bis mittelweite Distanzen ab. So sind Hasen problemlos bis 150 m ansprechbar (erkennbare Detektion auf ca. 350 m), auf 300 m konnten Rehe als solche angesprochen werden (erkennbare Detektion auf ca. 800 m), im Bast befindliche Gehörne erkannte man bis 200 m. Mit dem 17-Mikrometer-Sensor lässt sich das 35er OWL in der Detailschärfe bei denselben Distanzen nicht abhängen, jedoch behält es die Auflösung und Detektion dank der leistungsstärkeren 35er Optik bei etwas höheren Entfernungen länger bei. Während man mit dem Lynx den Waldrand auf 450 m nur noch als verwaschene Fläche erkennen kann, sieht man beim OWL noch deutlich einzelne Bäume und kann in der Tiefe sogar noch Wild erahnen. Bei schlechten Wetterbedingungen wie Nebel und Nieselregen verlieren alle WB-Geräte etwas an Reichweite und Detailschärfe. Hier konnte das OWL durch die etwas stärkere Detektionsleistung ein paar zusätzliche Punkte herausholen.

Bildvergleich: LYNX Pro LH25 vs. OWL OH 35
Hinweis: Es handelt sich hier um Video-Standbilder. Grundsätzlich ist das Bild live durch die Kamera am besten.

Video, WLAN und mehr …

Wer Augenblicke festhalten will, kann mit kurzem Knopfdruck Bilder – oder bei langem Druck Videos – vom Bildschirm aufnehmen. Diese werden im internen Speicher abgelegt und man kann sie zuhause per USB-Kabel ganz einfach (wie von einem USB-Stick) auf den PC übertragen. Als nettes Gimmick empfinde ich die Hotspot Funktion der Geräte: Mit dieser kann man seinen Bildschirm mit einem WLAN-fähigen Gerät wie Smartphone oder Tablet teilen. So ist es einer Begleitperson möglich, zeitgleich am Beobachtungsgeschehen teilzuhaben und sich ebenfalls des Anblicks zu erfreuen. Auch diese Funktion ist, nach Installation einer App und Eingabe der Seriennummer des Geräts, intuitiv und einfach zu bedienen.

Akkubetrieb

Die fest eingebauten Akkus beider Geräte halten locker einen sehr langen Ansitz von mehr als vier bis fünf Stunden bei -12 Grad aus. Danach könnte man sie noch mit einer 5V-Powerbank weiterbetreiben. Sollte der Akku in ein paar Jahren seine Kapazität verlieren, kann er vom Service des Geräteherstellers getauscht werden.

Mein Fazit

Beide Geräte zeigen eine hervorragende Performance, mit beiden ist man gut aufgestellt. Einen Gewinner oder Verlierer gibt es nicht. Beide Wärmebildkameras detektieren Wild auf weite Distanz, erkennen es auf mittlere Distanz und erleichtern das Ansprechen auf jagdlicher Schussdistanz. Das LH25 ist ein kleines, mit 300 g sehr leichtes Kraftpaket, das seine Stärke im nahen und mittelweiten Bereich in Wald und Feld ausspielt. Das mit 450 g etwas schwerere und deutlich größere OH35 legt bei der Erkennung auf etwas größeren Distanzen und Leistungsreserven bei schlechten Umweltbedingungen noch eine kleine Schippe obendrauf. Beide Geräte überzeugten nicht nur mich, sondern auch meine Mittester. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das OWL und Lynx in kurzer Zeit ein neues Zuhause im Umfeld der Tester fanden.

Hikmicro OWL OH35:

Hikmicro Lynx Pro LH25

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