Allgemein | Wärmebild- und Nachtsichttechnik

Vergleich Xeye E6+ mit Hikvision DS-2TS03-35 aus Kundensicht

31. August 2020

Irgendwann im Frühjahr habe ich begonnen, mich mit dem Thema Wärmebildkameras intensiv zu beschäftigen.

Erste Gespräche wegen eines Kaufs in der Umgebung waren nicht überzeugend.

Ich bin dann über das Internet auf Maximtac gestoßen und habe im Mai mit Georgiy Chmelyov Kontakt aufgenommen, der es mir ermöglicht hat, verschiedene Kameras bis zum jetzt (Ende August) endgültigen Kauf zu testen.

Über die Erfahrungen mit den getesteten Kameras möchte ich an dieser Stelle berichten.

Ich bin kein Fachmann, neige allerdings vor Käufen dazu, mich mit der jeweiligen Materie intensiv zu beschäftigen.

Ich bin nicht jemand, der immer die neueste Technik kaufen muß. Mir geht es darum, sinnvolle Dinge zu besitzen. Praktischer Nutzen sowie Preis-/Leistungsverhältnis sind für mich entscheidend, kein Name.

Aufgrund meines Berufes ist meine Freizeit knapp bemessen. Ich bin deshalb nicht so häufig im Revier.

Ich habe eine Büchse, eine Bockdoppelflinte und eine Pistole sowie 3 Ferngläser.

Die geschilderten Eindrücke sind subjektiv.

Zuerst meine Zusammenfassung von Ende Mai/Anfang Juni, an deren Wortlaut ich nach der jetzt endgültigen Entscheidung nichts geändert habe, um den damaligen Eindruck nicht zu verfälschen:

Vorweg geschickt sei, das ich Wärmebildkameras bisher nur zweimal kurz in der Hand gehalten, sie noch nie ausprobiert habe.

Ich habe einen Begehungsschein in einem Mittelgebirgsrevier, das v.a. Wald und Wiesen, und einige Maisfelder umfaßt. Im Revier liegt auch ein Golfplatz.

Hauptwild ist das Rehwild, Schweine sind selten.

Meine Plätze sind meist am Waldrand an der Grenze zur Wiese, z.T. zum Golfplatz.

Die Schußentfernungen liegen i.d.R. zwischen 30 und 120 m.

Es gibt auch Bereiche, wo man das Wild über die Wiese oder am Golfplatz über mehrere Hundert Meter sieht.

Ich habe mir bewußt 2 Wärmebildkameras mit unterschiedlicher Auflösung und unterschiedlichem Sehfeld bestellt und möchte Geogiy von Maximtac sehr herzlich für seine unkomplizierte Art und kompetente Beratung danken.

Beide Kameras haben ein 35 mm-Objektiv.

Auflösung des Mikrobolometers 384×288

Optische Vergrößerung 2,5

Sehfeldbreite auf 100 m: 19 m

Preis 1999 €

Auflösung des Mikrobolometers 640×512 Pixel

Optische Vergrößerung 1,5

Sehfeldbreite auf 100 m: 31 m

3000 €

Grundsätzlich:

Für kleine Hände wie bei mir ist die Form der Wärmebildkamera von Xinfrared günstiger.

Ein längeres einhändiges Beobachten, insbesondere mit der linken Hand (ich bin Rechtshänder) führt bei der Hikvision zu leichten Verspannungen in der Hand.

Außerdem löst bei Xinfrared die Taste zum Ein- und Ausschalten auch den Standby-Modus aus.

Das ist intuitiv.

Hikvision verwendet hierfür 2 Tasten, die nicht nebeneinander liegen.

Die Xinfrared startet schneller.

Die Abdeckungen der Hikvision sind stabiler und sitzen fester.

Ein entscheidender Vorteil der Hikvision sind jedoch der Bildschirm und die rechteckige Form der großen Augenmuschel.

Insbesondere als Brillenträger kann man das nicht verwendete Auge unproblematisch offen lassen, ohne vom Bildschirm geblendet zu werden.

Das OLED-Display (1024 x 768 Pixel) der Hikvision ist deutlich winkelstabiler als das LCOS-Display (1280 x 960 Pixel) der Xinfrared.

Die Xinfrared muß man immer sehr gerade halten, zentriert durchsehen. Nur wenn man senkrecht, zentriert auf den Bildschirm sieht, hat mein optimales Bild. Das ist bei der Hikvision nicht nötig.

Diese Vorteile der Hikvision sind so eindrucksvoll, daß ich sie bei gleicher Auflösung und gleichem Sehfeld ohne wenn und aber vorziehen würde.

Testung außerhalb des Reviers (abends und nachts):

Die erste Testung ist im Garten und um das Haus herum erfolgt.

Das Weitwinkelobjektiv ist angenehmer, da es einen schnelleren Überblick erlaubt.

Die höhere Auflösung der Xinfrared macht sich für mich ebenfalls subjektiv positiv bemerkbar.

Ich kann den optischen Zoom (2x) verwenden, habe dann eine dreifache Vergrößerung (optisch + elektronisch). Die Auflösung entspricht damit noch in etwa dem, was die Hikvision mit einer optischen Vergrößerung von 2,5 erreicht, da ihre Pixelzahl nur etwa 1/3 der Xinfrared beträgt (110.592 gegen 327.688).

Ich weiß, daß in knapp einem Kilometer Luftlinie (ein Tal mit einer Straße liegt dazwischen) ein Damwildgehege ist. Die Tiere sind am Waldrand mit beiden Kameras als leuchtende Punkte ohne Probleme zu detektieren, ihre Bewegungen nachzuvollziehen.

Wie nicht anders zu erwarten, sind Auflösung und Weitwinkel der höherpreisigen Kamera somit vorteihaft.

Durch elektronischen Zoom kann die Vergrößerung der Hikvision erreicht, sogar etwas überschritten werden, ohne daß die Auflösung leidet (an unserer Katze und einem Igel getestet)

Trotzdem würde ich an dieser Stelle  unter Berücksichtigung des Preisunterschiedes (Preis-Leistung) immer noch der Hikvision den Vorzug geben.

Erste Testung im Revier (abends, Kanzel am Waldrand zur Wiese)

Vermutlich bin ich mit meinem ständigen Wechsel der Kameras einfach zu laut.

Trotzdem bin ich mir nach gut 2 Stunden sicher, auch wenn außer Mäusen und Vögeln heute nichts zu sehen ist:

Ein Weitwinkelobjektiv mit einem großen Sehfeld ist bei uns (Wald und Wiese) unschlagbar.

Zusätzlich macht sich die höhere Auflösung deutlich bemerkbar.

Zweite Testung im Revier (Spaziergang am Nachmittag im Wald und am Waldrand)

Die Vorteile des Weitwinkelobjektivs und der höheren Auflösung überwiegen deutlich.

Eigentlich hatte ich an dieser Stelle vor, die Xinfrared Xeye E6+ zu erwerben.

Deswegen habe ich nur noch sie zum morgendlichen Ansitz am Waldrand mitgenommen, die Hikvision zu Hause gelassen.

Bodennebel.

Ich konnte insgesamt 4 Rehe über längere Zeit im Unterholz in verschiedenen Entfernungen erkennen. Eines zog auf die Wiese.

Zum Schuß bin ich aufgrund von Bodennebel nicht gekommen.

Zu Hause habe ich gemerkt, daß gar keine Bilder aufgenommen wurden.

Nach Durchsicht der Bedienungsanleitung und Probe in der häuslichen Umgebung war klar, daß es mein Fehler gewesen ist (siehe unten).

Software, Datenübertragung

Bei der Xinfrared ist eine Datenübertragung von der Kamera mittels USB-Kabel nicht möglich.

Auch aktiviert das erste Drücken der Foto/Video-Taste bei der Xinfrared nur diese Funktion, löst noch nicht aus.

Erst das zweite Drücken (Foto = kurz, Video = lang) speichert ein Foto oder Video.

Das ist mißverständlich und umständlich.

Bei der Xinfrared läßt sich kein Softwareupdate einspielen.

Fazit

  • Die Hikvision ist grundsätzlich besser aufgrund des OLED-Displays und der Form der Augenmuscheln.

Auch die Datenübertragung ist wesentlich besser gelöst.

Nachteil: allgemeine Form ermüdet kleine Hände, auch startet sie langsamer.

  • Das Weitwinkelobjektiv der Xinfrared ist in einem Wald/Wiesen-Revier jedoch damit nicht schlagbar. Die höhere Auflösung (640×512 gegenüber 384×288) kommt hinzu.

Das Optimum für mich wäre eine Hikvision mit Weitwinkelobjektiv und 640×512 Pixel.

Sollte jemand auf das Weitwinkelobjektiv (Sehfeld!) verzichten können und sich nicht den Luxus der höheren Auflösung leisten wollen, dann kann er beruhigt 1.000 € sparen und zur Hikvision in der getesteten Ausführung greifen, wenn kein Anfangsdefekt vorhanden ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WhatsApp